
Der Zauber von Malèna | Zivilprozess | Zorry | Zugvögel... einmal nach Inari | Zweitausend und Aus |
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B: Guiseppe Tornatore, Luciano Vincenzoni (Erzählung); D: Monica Bellucci, Giuseppe Sulfaro; K: Lajos Koltai; M: Ennio Morricone; O: Malèna; R: Guiseppe Tornatore
Als der 12-jährige Renato die schöne Malèna sieht, ist er sofort unsterblich verliebt. Doch Malèna ist schon weit über das Teenageralter hinaus. Sie ist die schönste Frau des kleinen sizilianischen Ortes und damit in aller Munde. Ihr Mann ist im Krieg (es ist 1940) und daher werden ihr natürlich allerlei Liebesbeziehungen nachgesagt. Fortan verfolgt Renato seinen Schwarm überallhin. Er beobachtet sie sogar nachts von einem Baum vor ihrem Fenster. Der junge bekommt so Einblick in das einsame Leben der Frau, der im Ort nur Neid und Missgunst (der Frauen) und Begierde (der Männer) begegnet. Als Malèna dann die Nachricht vom Tode ihres Mannes erhält wird ihre Situation noch schwieriger, denn Arbeit ist knapp und für die Männer ist sie nun "Freiwild". Renato beobachtet weiter ohne seine Liebe zu offenbaren und lernt dabei eine Menge über das Leben.
Guiseppe Tornatore schafft es immer wieder den Zuschauer vom ersten Moment an zu faszinieren. Mitten ins Leben wird man geworfen, wenn man seine Filme schaut. Wie auch in Die Legende vom Ozeanpianisten oder im Klassiker Cinema Paradiso herrscht eine Art Magische Poesie in Tornatores Filmen und stets unterstützt Ennio Morricone mit seiner Musik diese Atmosphäre. Die Kamera schwärmt wie Renato für Malèna und taucht alles in ein warmes Licht. Tornatores Team ist perfekt eingespielt.
Und was wäre ein Film über eine schöne Frau ohne eine solche Darstellerin? Doch es wäre ganz falsch Monica Belluccis Leistung auf ihr gutes Aussehen zu reduzieren. Fast ohne Text gelingt es ihr jede Gefühlsnuance ihrer Malèna zum Audruck zu bringen. Aber auch Giuseppe Sulfaro macht seine Sache hervorragend. Herrlich Renatos dickköpfige Ruhe, wenn der Vater mal wieder rumschreit.
Lässt man sich auf Tornatores Poesie ein, bekommt man einen wunderbaren Film zu sehen.
Nachtrag: Oscar®-Nominierungen für Beste Musik und Beste Kamera.
Schön verträumt
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B: Steven Zaillian, Jonathan Harr; D: John Travolta, Robert Duvall, William H. Macy, John Lithgow, Kathleen Quinlan; K: Conrad L. Hall; M: Danny Elfman; O: A Civil Action; R: Steven Zaillian
Im amerikanischen Rechtssystem gibt es kein 'Recht' und keine 'Wahrheit', sondern nur Gewinner und Verlierer. Die Partei mit den besten und skrupelosesten Anwälten gewinnt.
Diese Weisheit wurde uns mittlerweile in vielen Filmen - hauptsächlich Grisham-Verfilmungen - eingetrichtert.
Zivilprozess beginnt vielversprechend indem der Film uns schlicht aber nachdrücklich in die Geheimnisse des Rechtskampfes einführt: Es geht nur um Geld. Und Geld ist auch der Grund, warum der Anwalt Schlichtman (Travolta) mit seiner kleinen Kanzlei den Fall von einigen Eltern einer Kleinstadt annimmt, deren Kinder alle an Leukämie gestorben sind. Die als Ursache der Erkrankungen vermuteten Umweltverschmutzungen wurden nämlich offensichltich von millionenschweren Konzernen verursacht.
Alles läuft vielversprechend, bis Schlichtman den Fehler seines Lebens beginnt: er will Gerechtigkeit.
Nicht umsonst wurden wir zu Beginn des Films darüber aufgeklärt, wie man einen Fall gewinnt, denn wir dürfen nun zusehen wie einer verloren wird.
Die Spannung die zu Beginn geschickt aufgebaut wird, sowie das Interesse des Zuschauers flachen extrem am Wendepunkt des Verfahrens und damit des Films ab. Es wird einfach langweilig zuzusehen, wie die Kanzlei immer noch bankrotter wird. Dazu kommt noch, dass Robert Duvall als Anwalt der Gegenseite John Travolta gnadenlos an die Wand spielt.
So geht man am Ende recht unbefriedigt aus dem Saal
Netter Versuch, aber Ehen vor Gericht ist oft spannender.
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B: Pål Øie; D: Andrine Sæther, Jørgen Langhelle; K: Svein Krøvel; R: Pål Øie
Was macht man, wenn man in einem großen Wohnblock einfach keinen Kontakt findet und sich nach Gesellschaft sehnt? Man nimmt ein Foto von seinem früheren Hund und klingelt beim Nachbarn, ob er ihn nicht zufällig gesehen hat...
Was sich daraus ergibt hat Pål Øie recht originell und mit Mitteln des Suspense erzählt. Ist der Nachbar nicht doch unheimlich?
Allerdings kommt das ganze doch recht unspektakulär daher.
(Gesehen auf dem 49. Filmfestival Mannheim/Heidelberg)
Stimmungsvoll
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B: Peter Lichtefeld; D: Joachim Król, Outi Mäenpää, Peter Lohmeyer, Joachim Nickel; K: Frank Griebe; M: Christian Steyer; R: Peter Lichtefeld
Hannes ist Bierlastwagenbeifahrer in Dortmund. Sein Traum ist es beim 1. internationalen Kursbuch-Wettbewerb in Inari zu gewinnen. Als der neue Chef ihm seinen dafür vorgesehenen Sonderurlaub streicht, rastet er aus.... Auf der Eisenbahnfahrt nach Nordfinnland, von der Polizei gesucht, begegnet er seltsamen Leuten und seiner großen Liebe: der Finnin Sirpa.
So leicht wie der Plot ist auch der ganze Film erzählt. Mit viel Gefühl für die Charaktere läßt Peter Lichtefeld seinen großartigen Schauspielern viel Freiraum. So wird der Zuschauer auf eine Reise entführt auf der er wirkliche Menschen erlebt, mit ihnen fühlt.
Der melancholisch skurille Grundton des Film sowie der lakonische Humor wecken Erinnerungen an Kaurismäki-Filme. Durch die vielen Überraschenden Wendungen bleibt der Zuschauer trotz der Leichtigkeit der Erzählung stets gefesselt und berührt. Das führt dazu, dass man auch noch beim Abspann mit einem Lächeln im Gesicht im Saal sitzen bleibt, die sympatische Austrahlung des Films am liebsten mit nach Hause nehmen würde.
Das ist Kino.
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B: Arto Paragamian; D: John Turturro, Oleg Kisseliov, Katherine Borowitz, Julian Richings, Vanya Rose; K: Norayr Kasper; M: Milan Kymlicka; O: Two Thousand and None; R: Arto Paragamian
Der gewissenhafte und humorlose Paläontologe Benjamin hat sich gerade von seiner Frau getrennt. "Du wolltest heiraten, wir haben geheiratet. Du wolltest die Scheidung, wir haben uns scheiden lassen." So bringt er es auf den Punkt. Was gibt es da noch zu sagen? Dann erfährt er von seiner Ärztin, dass er an einer seltenen Gehirnkrankheit leidet und er noch etwa 5 Wochen zu leben hat. Nach anfänglicher Verzweiflung und einem Gespräch mit seinen toten Eltern will er nun die verbleibende Zeit gut nutzen.
Dieser Film wird sicherlich auch bald dem breiten Publikum zugänglich werden. Er ist einfach zu gut.
Arto Paragamian arbeitet hier ganz leicht und locker das für uns so bedrohliche Thema Tod auf. Nach diesem Film mag die Vorstellung irgendwann einmal sterben zu müssen vielleicht nicht mehr ganz so bedrohlich und traurig wirken. Dass der Film so gut gelungen ist, liegt aber auch zu großem Anteil an John Turturro, der einfach unglaublich gut ist. So wie immer. Und auch seinen Nebendarstellern lässt er genügend Spielraum.
Das Drehbuch sprüht vor fantastischen Einfällen. Da laufen Szenen aus dem Leben von John in seiner Kaffeetasse oder in Pfützen vor ihm ab, seine toten Eltern sitzen an seinem Küchentisch und sagen ihm, das Totsein auch gar nicht so schlecht sei, die Ärztin klont das Hirn für medizinische Untersuchungen.
Also ein rundum gelungenes Filmereignis.
(Gesehen auf dem 49. Filmfestival Mannheim/Heidelberg)
Witzig, traurig und grandios gespielt
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